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Hochverfügbare Lizenzen

Wenn eine Software im Consumer-Umfeld ausfällt, ist das ärgerlich. Wenn dies im Business-Umfeld geschieht, kann die Mission (Mission Critical) oder sogar das komplette Geschäft (Business Critical) bedroht sein. Daher ist es für Sie als Softwarehersteller essenziell wichtig, die Anforderungen Ihrer Anwender bezüglich der Verfügbarkeit zu erfassen und entsprechende Strategien und Maßnahmen umzusetzen. Dabei ist es wichtig, auch die Lizenzierung in die Verfügbarkeitskonzepte zu integrieren.

Eine scheinbar sehr einfache Lösung ist das komplette Verzichten auf Lizenzierung. Dann kann Ihre Software einfach auf einem Ersatzrechner erneut installiert werden und der Anwender kann sofort weiterarbeiten. Allerdings hat dieses Vorgehen eine gern vergessene Rahmenbedingung und einen Nachteil, der geschäftsbedrohend für Sie werden kann. Damit die Software auf einem Ersatzrechner installiert werden kann, muss dieser entweder vorrätig sein oder beschafft werden; und er muss kompatibel sein. Das Vorhalten bzw. das Beschaffen einer Ersatzlizenz kann genauso einfach umgesetzt werden wie ein Ersatzrechner. Der Nachteil einer Lösung ohne Lizenzierung liegt auf der Hand: Anwender können Ihre Software kopieren und einsetzen, ohne dafür zu bezahlen. Dies kann unbeabsichtigt, aber auch vorsätzlich erfolgen. Diese entgangenen Einnahmen, vor allem bei unbeabsichtigter Überbenutzung, können besonders für kleine und mittlere Unternehmen kritisch werden.

Die Baumwollsortiermaschine

Einer unserer Kunden stellt Sortiermaschinen für Baumwolle her. Das geistige Eigentum liegt hierbei in der Software, welche die Sortierung steuert. Der Rest ist lediglich Blech und ein paar Kameras, was ein erfahrener Ingenieur einfach nachbauen kann. Diese Maschine sortiert, wie der Name schon sagt, Baumwolle. Ein Stillstand der Maschine kostet direkt Geld, da nicht produziert werden kann. Daher ist eine hohe Verfügbarkeit extrem wichtig. Da die Sortierung direkt auf der Plantage erfolgt, kann man keine Internetverbindung voraussetzen.

Die Lösung ist hier, zwei Rechner für die Steuerung der Maschine auszuliefern. Ein Rechner enthält einen Dongle mit einer uneingeschränkten Lizenz für die Software. Der zweite Rechner enthält die gleiche Lizenz, aber auf 30 Tage nach dem ersten Start beschränkt. Damit kann im Fehlerfall der komplette Rechner einfach ausgetauscht werden und die Produktion geht sofort weiter – unabhängig davon, was am ersten Rechner ausgefallen ist. Innerhalb der 30 Tage kann ein Servicetechniker dann die Maschine endgültig vor Ort reparieren und eine neue Notfalllizenz einspielen.

Diese Verfahren wird Cold-Standby genannt. Eine Ersatzlizenz ist vorhanden und kann sofort bei Bedarf verwendet werden. Durch die zeitliche Einschränkung wird verhindert, dass der Anwender die Ersatzlizenz als zweite richtige Lizenz missbraucht. Die technische Realisierung kann über eine Usage Period oder einen Unit Counter erfolgen. Bei der Usage Period legen Sie fest, wie viele Tage die Lizenz nach dem ersten Start gültig sein soll. Bei einem Unit Counter messen Sie entweder einzelne Aktionen oder die effektive Laufzeit der Anwendung, zum Beispiel in Minuten.

Das Architekturbüro

Ein weiterer Anwendungsfall ist ein Architekturbüro, welches eine Anzahl an Floating-Netzwerk-Lizenzen auf einem Lizenzserver besitzt. Die Mitarbeiter arbeiten teilweise im Büro, im Homeoffice und unterwegs auf der Baustelle. Ohne die Software kann der Architekt nicht arbeiten. Die VPN-Verbindung von Homeoffice und speziell von der Baustelle ist in diesem Fall nicht stabil.

Die Lösung ist hier das Ausleihen der Lizenzen vom Lizenzserver in einen lokalen -CmContainer auf den Rechner des Architekten. Die Lizenz ist damit auf dem Lizenzserver belegt und eine Überbenutzung ist somit nicht möglich. Der Architekt kann dann losgelöst und offline mit seinem Rechner arbeiten, auch wenn keine oder nur eine instabile VPN-Verbindung vorliegt.

Dieses Verfahren ist ein lokales Caching von Lizenzen. Als Hersteller definieren Sie, ob dieses Feature erlaubt ist und wie lange der Anwender die Lizenz maximal ausleihen darf. Den Ausleihvorgang selber können Sie intelligent in Ihre Software integrieren, so dass dieser so transparent wie möglich im Hintergrund erfolgt. Auch eine vorzeitige Rückgabe ist möglich.

Das Kassensystem

Kennen Sie dies? Sie stehen an der Kasse im Supermarkt und die Kasse funktioniert nicht. Hinter Ihnen steht eine lange Schlange und drängelt. Für diesen Fall ist eine Verfügbarkeitsstrategie essenziell notwendig.

Die Lösung ist die Implementierung mit zwei Lizenzservern. Der erste Lizenzserver enthält alle Lizenzen als Floating-Netzwerk-Lizenzen. Der zweite Lizenzserver enthält die gleichen Lizenzen, aber mit einem Unit Counter. Die Software überprüft, ob der erste Server verfügbar ist. Ist dieser Server verfügbar, werden die Lizenzen dort verwendet. Sind alle Lizenzen belegt, wird ein Fehler geworfen – es sind ja alle lizenzierten Kassen in Benutzung. Nur wenn der erste Server nicht verfügbar ist, wird der Backup-Server verwendet. Die Software zählt den Unit Counter dabei minutenweise herunter. Damit ist eine nachgelagerte Kontrolle über die Benutzung des Backup-Servers möglich und ein eventueller Missbrauch kann rückwirkend erkannt werden. Diese Lösung nennt man Hot-Standby. Der erste Server kann mit einem lokalen Caching kombiniert werden.

Die Weihnachtszeit

Speziell zur Weihnachtszeit möchte der Supermarkt aber mehr Kassen betreiben als er lizenziert hat. Hier herrscht das mit Abstand größte Geschäft. Der Betreiber ist auch bereit, diese Lizenzen speziell abzurechnen.

Die Lösung ähnelt dem Hot-Standby und wird Overflow-Lizenzierung genannt. Auch hier wird eine zweite Lizenz mit einem Unit Counter ausgestellt. Im Gegensatz zum Standby wird diese aber auch verwendet, wenn alle anderen Lizenzen belegt sind. Damit erhält der Betreiber mehr Lizenzen, die Verwendung wird minutengenau auf dem Server protokolliert und kann nachgelagert abgerechnet werden. Bei der Kombination mit einer Hot-Standby-Lösung werden vier Einträge benötigt: Normale Lizenzen, Overflow-Lizenzen, Backup-Lizenzen und Overflow-Backup-Lizenzen.

Der Automobilhersteller

Die Produktion ist in der Regel weltweit verteilt und die Lizenzen sollen 7x24 Stunden verwendet werden. Hier gibt es verschiedene Ansätze. Eine Strategie ist die Verteilung von Lizenzen auf lokale Lizenzserver. Dabei sind die Lizenzen in den verschiedenen Standorten direkt verfügbar. Durch CodeMeter License Central haben Sie die Möglichkeit, Ihrem Anwender zu erlauben, die Lizenzen dynamisch von einem Server zum anderen Server zu schieben. Dabei wird die nicht benötigte Anzahl an Lizenzen in die Cloud zurückgegeben und dann am neuen Standort erneut aktiviert – und dies komplett ohne -Supportaufwand bei Ihnen.

Eine alternative Strategie ist die Installation eines zentralen Lizenzservers. Dies kann mit einem lokalen Cache und einer Hot-Standby-Lösung verbunden werden. Eine weitere Alternative ist das Aufstellen von drei Lizenzservern und ein manueller Mechanismus in Ihrer Software, welche nur startet, wenn zwei der drei Server verfügbar und entsprechende Lizenzen frei sind. Bei dieser Triple-Mode-Redundancy-(TMR)-Lösung entscheiden Sie selber bei der Implementierung in Ihrer Software, nach welchen Regeln Sie diese benutzen. Mindestens zwei Server müssen verfügbar sein und die dort belegten Lizenzen müssen konsistent sein. Diese Lösung ist vor allem für permanente Lizenzen geeignet.

Ende des Lebenszyklus

Jede Software hat einen Lebenszyklus. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Sie die Software nicht mehr verkaufen und unterstützen wollen. Doch gesetzliche Vorschriften zwingen Sie, Ihren Kunden auch dann noch eine Lizenz zur Verfügung zu stellen. Dies kostet Sie nicht nur den Aufwand in einem zu diesem Zeitpunkt hochgradig manuellen Prozess, sondern auch noch eventuelle Wartungs- und Lizenzgebühren für ein veraltetes Lizenzierungssystem. Daher wird oft die Strategie gefahren, eine ungeschützte Version am Ende der Lebenszeit zu erzeugen. Dies ist meist mit hohem Aufwand für Implementierung und Test verbunden. Nicht so bei CodeMeter! Durch eine Protection Only License können Sie jederzeit eine ungebundene Generallizenz erzeugen. Damit erzeugen Sie eine frei installierbare Version ohne Mehraufwand. Und das Beste dabei ist: Der Schutz gegen Reverse Engineering bleibt dabei dennoch intakt.

 

KEYnote 33 – Frühjahrsausgabe 2017

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